Dienstag, 29. Oktober 2013

Breakaway

Gerne würde ich auf das Leben blicken wie ein alter Mann, der lächelnd sagt, dass er niemandem mehr etwas zu beweisen habe. Ein Mensch, der sich nicht mehr verrückt macht, wenn etwas nicht läuft, dem man anmerkt, dass in ihm ein tieferes Verständnis der Dinge lebendig ist. Ein Verständnis, das auf gründlicher Beobachtung und langer Erfahrung beruht. Leider bin ich noch lange nicht so weit, und es ist wahrscheinlich, dass ich das niemals hinkomme. Immer wieder fühle ich dieses Ziehen und Stechen in mir, eine große Unruhe, Unausgeglichenheit ... Keine Frage, irgendetwas wird da noch kommen, etwas, das mich einmal mehr verändern, meine Wurzeln ausreißen und in neue Böden verpflanzen wird. Jeder junge Mensch kennt wohl dieses unbestimmte Gefühl, dass das Wesentliche noch vor ihm liegt, auch wenn er nicht weiß, was genau das bedeuten wird ...

In den Seminaren habe ich es mit Menschen zu tun, denen es ähnlich geht. Sie machen mich krank. Das infantile Kichern über jede halbwegs abweichende Bemerkung des Dozenten, die unvermeidlichen Blicke auf ihre Smartphones, die wie kleine Teller vor ihnen liegen, der peinlich übertriebene Ehrgeiz, der sie hart werden lässt, ihre lächerlichen Versuche, gebildet zu sprechen, und das bei gleichzeitiger Unfähigkeit, Kompliziertes einfach zu erklären, die kalten Gleichgültigkeit, die sich sofort bemerkbar macht, nachdem das falsche Lächeln auf ihren Gesichtern verflogen ist, das sklavische Hinhören auf alles, was die Dozenten sagen ... Ich verachte dieses Pack. Zum Glück habe ich mir andere Schwerpunkte im Leben gesetzt, so dass ich die Universität betreten kann, wie ein Reisender einen Bahnhof betritt, nämlich ohne sich allzu viel dabei zu denken. Die Orte meiner Träume liegen andernorts. Es lohnt sich nicht, intellektuelle Leichen zum Tanzen bringen zu wollen. Macht euren Scheiß allein. Ich geh' spazieren, ihr Pussys!

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